Am Anfang hatte Ich eine Menge Spaß mit Alkohol. Er hat mir Selbstvertrauen gegeben und mich zu der Person gemacht, die ich immer sein wollte. Ich konnte endlich frei mit Menschen sprechen und fühlte mich wohl in meiner Haut. Wenn der Rausch vorbei war kamen diese Gefühle von ständiger Angst vor meinen Mitmenschen und Niedergeschlagenheit schnell zurück. Alkohol war definitiv die Lösung eines riesigen Problems, dass ich immer hatte wenn ich nüchtern war.
Von Beginn an hatte ich keine rechte Kontrolle darüber wie viel Ich trinke, hatte Blackouts und landete kotzend in der Ecke. Das war aber etwas das ich gerne in Kauf genommen habe für die magische Wirkung vom Alkohol.
Am liebsten wäre ich immer betrunken gewesen, als ich dann anfing zu studieren machte ich das auch wahr. Ich war ständig Zuhause und habe getrunken, wenn ich eigentlich Vorlesungen oder andere Termine hatte. Außerdem habe ich angefangen täglich andere Substanzen zu konsumieren. Zum ersten Mal wollte ich weniger trinken oder Pausen einlegen, aber ich schaffte es nicht. Stattdessen war ich jeden Tag betrunken. Ich bekam starke Depressionen, Konzentrationsprobleme und meine Gefühle der Angst verstärkten sich soweit, dass ich Probleme bekam mit einfachen Situationen wie Bahn oder Bus fahren, oder Einkaufen gehen. Ich isolierte mich immer mehr und machte Schluss mit meiner Freundin. Meine Freunde waren von den Dingen die ich im Rausch getan oder gesagt habe so entsetzt, dass sie mich mehr und mehr aus ihrem Leben rausstrichen. Ich tat immer verrücktere Dinge wenn ich betrunken war und hatte immer weniger Kontrolle wenn ich einmal anfing. Ich bekam Probleme mit Angstattacken wenn ich Gras rauchte, konnte aber auch dazu trotzdem nie nein sagen.
Ich wusste das Ich etwas ändern muss und suchte Hilfe bei Ärzten und Psychotherapeuten, da Ich überzeugt war das mein Problem in meinen Ängsten und Depressionen liegt und sobald ich diese Probleme überwinde, das Problem mit dem Alkohol von alleine verschwinden würde. Ich dachte ich könnte dann wieder so trinken, wie früher. Ich habe alle Hoffnung in die Psychotherapie gesteckt aber konnte nicht ehrlich sein wenn es um Alkohol und Drogen ging. Genauso wenig konnte Ich Dinge ändern oder Empfehlungen umsetzen.
Nach einigen Rückfällen war ich schließlich ehrlich und bekam sofort die Empfehlung zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen. Zuerst lehnte ich das kategorisch ab. Ich hatte große Angst davor Alkoholiker zu sein. Nach 2 weiteren Jahren von Rückfällen und kürzeren oder längeren Trockenperioden ging ich doch in die Langzeittherapie und von dort zu den Anonymen Alkoholikern. Ich konnte mich sehr stark mit den Trinkerlaufbahnen identifizieren und hatte ein sehr starkes Gefühl, dass ich diese empfohlenen Handlungen einfach tun muss. Ich wusste, dass ich rückfällig werde wenn ich es nicht tue und dass ich dann langsam sterbe. In dieser Gruppe einen Sponsor zu bekommen der mich durch die 12 Schritte geführt hat war dabei der Schlüssel. Der Suchtdruck war beinahe sofort von mir genommen und kam seit dieser Zeit nicht ernsthaft zurück. Ganz nebenbei wurde mir durch die 12 Schritte ein neues Leben geschenkt. Damit hätte Ich niemals gerechnet. Die Beziehung zu meiner Familie ist friedlich geworden und ich habe neue Freunde gefunden und fühle mich in der Lage ein guter Freund und Mitmensch zu sein. Ich bin nicht ständig von Angst und Depressionen geplagt und kann das Leben ohne diese „dunkle Wolke über meinem Kopf“ genießen. Aber ich bin nicht frei von der Krankheit Alkoholismus, wenn ich die Spiritualität der 12 Schritte in meinem täglichen Leben vernachlässige kommen alte Verhaltens-, und Denkweisen die mich zum Trinken zurückführen in beeindruckender Geschwindigkeit und oft auf hinterhältige Weise wieder. Ich kann meinem eigenen Kopf nicht vertrauen, wenn es um Alkohol geht. Wenn ich dem von meinem Sponsor empfohlenen Tagesplan folge muss ich mir darüber aber zum Glück keine großartigen Gedanken machen. Ich versuche den Zustand der Hilflosigkeit und Verzweiflung im Gedächtnis zu behalten, der mich zu den Anonymen Alkoholikern geführt hat. Das heißt für mich weiterhin den Empfehlungen meines Sponsors zu folgen und die 12 Schritte zu arbeiten, einen Tag nach dem anderen, ohne „wenn“ und „aber“. Niemals hätte Ich gedacht, dass die Lösung meines Alkoholproblems durch die Schritte auch die Lösung der anderen zahlreichen Probleme meines Lebens mit sich bringt. Ich kann jedem mit einem Trinkproblem nur empfehlen sich einen Sponsor zu nehmen und die 12 Schritte nach unserem Basistext dem „Blauen Buch“ auszuprobieren. Bei mir hätte es noch viel schlimmer kommen können, dennoch würde ich niemals dieses neue suchtfreie Leben gegen die besten Tage meines alten Lebens eintauschen.
Patrick